Věra Čáslavská

Věra Čáslavská

Čáslavská 1967

Persönliche Informationen
Nationalität: Tschechien Tschechien
Disziplin Geräteturnen
Geburtstag: 3. Mai 1942
Geburtsort: Prag
Sterbetag: 30. August 2016
Sterbeort: Prag
Größe: 160 cm
Medaillenspiegel
Olympische Spiele 7 × Goldmedaille 4 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Weltmeisterschaften 4 × Goldmedaille 5 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
Europameisterschaften 11 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
Medaillen
Olympische Ringe Olympische Spiele
Silber Rom 1960 Mannschaftsmehrkampf
Gold Tokio 1964 Einzelmehrkampf
Gold Tokio 1964 Schwebebalken
Gold Tokio 1964 Sprung
Silber Tokio 1964 Mannschaftsmehrkampf
Gold Mexiko-Stadt 1968 Einzelmehrkampf
Gold Mexiko-Stadt 1968 Boden
Gold Mexiko-Stadt 1968 Sprung
Gold Mexiko-Stadt 1968 Stufenbarren
Silber Mexiko-Stadt 1968 Schwebebalken
Silber Mexiko-Stadt 1968 Mannschaftsmehrkampf
Logo der FIG Weltmeisterschaften
Silber Moskau 1958 Mannschaftsmehrkampf
Gold Prag 1962 Sprung
Silber Prag 1962 Einzelmehrkampf
Silber Prag 1962 Mannschaftsmehrkampf
Bronze Prag 1962 Boden
Gold Dortmund 1966 Einzelmehrkampf
Gold Dortmund 1966 Sprung
Gold Dortmund 1966 Mannschaftsmehrkampf
Silber Dortmund 1966 Balken
Silber Dortmund 1966 Boden
Logo der UEG Europameisterschaften
Gold Krakau 1959 Schwebebalken
Silber Krakau 1959 Sprung
Bronze Leipzig 1961 Einzelmehrkampf
Gold Sofia 1965 Einzelmehrkampf
Gold Sofia 1965 Sprung
Gold Sofia 1965 Schwebebalken
Gold Sofia 1965 Stufenbarren
Gold Sofia 1965 Reck
Gold Amsterdam 1967 Einzelmehrkampf
Gold Amsterdam 1967 Stufenbarren
Gold Amsterdam 1967 Boden
Gold Amsterdam 1967 Schwebebalken
Gold Amsterdam 1967 Sprung

Věra Čáslavská (* 3. Mai 1942 in Prag; † 30. August 2016 ebenda) war eine tschechoslowakische Kunstturnerin. Sie liegt (Stand 2016) mit sieben Goldmedaillen auf Platz 4 der erfolgreichsten Olympiateilnehmerinnen hinter Larissa Latynina (9 × Gold), Birgit Fischer und Jenny Thompson (je 8 × Gold), gewann aber öfter Einzelgold als diese.

Sportlicher Werdegang

Věra Čáslavská hatte zunächst als Eiskunstläuferin begonnen, bevor sie zum Kunstturnen kam. Ihre Goldmedaillensammlung begann sie mit drei Auszeichnungen bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio und setzte sie im Oktober 1968 bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt fort, wo sie viermal Gold (Pferdsprung, Stufenbarren, Boden [gemeinsam mit Larissa Petrik] und Achtkampf Einzel) und zweimal Silber (Balken und Achtkampf Mannschaft) gewann.

1968 wurde sie zur „Weltsportlerin des Jahres“ gewählt.[1] Insgesamt gewann sie 22 internationale Titel.

Politisches Engagement

Knapp vier Monate vor den Spielen in Mexiko hatte sie den Mut, das Manifest der 2000 Worte zu unterschreiben. Deshalb musste sie nach dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei einige Wochen lang untertauchen. In einem Wald trainierte sie weiter, das Moos war ihre Matte, gefällte Bäume waren ihre Schwebebalken.[2] Angesichts ihres Ruhms und der Hoffnung auf Medaillen durfte sie dann doch zu den Olympischen Spielen nach Mexiko reisen. Jede einzelne der dort gewonnenen Medaillen widmete sie einem Helden des Prager Frühlings, darunter Alexander Dubček. Věra Čáslavská wurde neben Jacqueline Kennedy zur Frau des Jahres 1968, bevor sie im Schatten des Eisernen Vorhangs verschwand.

Nach ihrem Rückzug vom aktiven Sport erhielt sie, weil sie das Manifest der 2000 Worte unterschrieben hatte, keine der üblichen Anstellungen für verdiente Bürger ihres Landes. Sie durfte das Land nicht verlassen und galt lange Zeit als Persona non grata. Věra Čáslavská widerrief im Gegensatz zu anderen bekannten Persönlichkeiten der Republik ihre Unterschrift nicht und durfte erst 1979 nach Mexiko ausreisen, wo sie als Trainerin arbeitete. Sie kehrte zurück, als ihr Bruder 33-jährig in Haft starb.

Nach dem Fall des Kommunismus im November 1989 wurde sie rehabilitiert. So war sie von 1990 bis 1992 Beraterin von Präsident Václav Havel und Präsidentin der tschechisch-japanischen Gesellschaft. 1996 wurde sie zur Präsidentin des Nationalen Olympischen Komitees gewählt.

Privatleben

Kurz nach dem Ende der Spiele heiratete sie in Mexiko-Stadt den Leichtathleten Josef Odložil, den Gewinner der olympischen Silbermedaille über 1500 m von 1964. Die Ehe wurde 1987 geschieden.

Ein tragischer Zwischenfall am 6. August 1993 warf sie psychisch aus der Bahn: Ihr ehemaliger Ehemann Josef wollte in jener Nacht ihren gemeinsamen Sohn Martin zurechtweisen, der in eine Schlägerei geraten war. Die beiden gerieten aneinander. Dabei erlitt Josef Odložil nach einem Stoß von Martin eine schwere Kopfverletzung, an der er nach fünfwöchigem Koma starb. Nach drei Jahren Haft kam Martin durch einen Gnadenerlass frei.

Věra Čáslavská lebte zuletzt zusammen mit ihrer Tochter am Rande Prags. Sie wurde 1991 in die International Women’s Sports Hall of Fame und 1998 in die International Gymnastics Hall of Fame aufgenommen.[3] 2010 wurde ihr der japanische mittlere Orden der Aufgehenden Sonne am Band verliehen.[4]

Mitte 2015 ließ Čáslavská über das Tschechische Olympische Komitee mitteilen, dass bei ihr Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert wurde.[5] Sie starb Ende August 2016 im Alter von 74 Jahren an der Krebserkrankung.[6] Věra Čáslavská ruht auf dem Friedhof des südlich von Prag gelegenen Ortes Černošice, Okres Praha-západ.[7]

Literatur

  • Als das Turnen noch weiblich war - Věra Čáslavská. In: Bettina Schumann-Jung: Sportlerinnen schreiben Geschichte. 25 Porträts von außergewöhnlichen Frauen. Arete Verlag Hildesheim 2017. ISBN 978-3-942468-88-6.
  • Josef Bartoš, Stanislava Kovářová, Miloš Trapl: Osobnosti českých dějin. Alda, Olomouc 1995, ISBN 80-85600-39-0; darin das Kapitel Čáslavská Věra, S. 46 (tschechisch).
  • Peter Matthews, Ian Buchanan, Bill Mallon: The Guinness International Who’s Who of Sport. Enfield 1993, ISBN 0-85112-980-3.

Weblinks

Commons: Věra Čáslavská – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Sonne in persona, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Oktober 2018, S. 27.
  2. Roland Zorn: Turn-Ikone, Freiheitskämpferin. Immer aufrecht. Zum Tod von Vera Caslavska. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 2. September 2016, S. 27.
  3. International Women’s Sports Hall of Fame: Hall of Fame Members. In: WomensSportsFoundation.org. 2011, abgerufen am 31. August 2016 (englisch).
  4. 2010 Autumn Conferment of Decorations on Foreign Nationals, Internetseite des japanischen Außenministeriums (englisch)
  5. Turn-Olympiasiegerin Caslavska an Krebs erkrankt. In: rp-online.de. 14. Mai 2016.
  6. Weltsportlerin, Politaktivistin, Turnlegende: Věra Čáslavská mit 74 Jahren gestorben. In: derstandard.at. 31. August 2016.
  7. Das Grab von Věra Čáslavská. In: knerger.de. Klaus Nerger, abgerufen am 5. September 2018. 
Olympiasiegerinnen Einzelmehrkampf

1952: Sowjetunion 1923 Maria Gorochowskaja | 1956: Sowjetunion 1955 Larissa Latynina | 1960: Sowjetunion 1955 Larissa Latynina | 1964: Tschechoslowakei Věra Čáslavská | 1968: Tschechoslowakei Věra Čáslavská | 1972: Sowjetunion 1955 Ljudmila Turischtschewa | 1976: Rumänien 1965 Nadia Comăneci | 1980: Sowjetunion 1955 Jelena Dawydowa | 1984: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Mary Lou Retton | 1988: Sowjetunion Jelena Schuschunowa | 1992: Vereintes Team Tetjana Huzu | 1996: UkraineUkraine Lilija Podkopajewa | 2000: Rumänien Simona Amânar | 2004: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Carly Patterson | 2008: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Nastia Liukin | 2012: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Gabrielle Douglas | 2016: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Simone Biles | 2020: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Sunisa Lee

Liste der Olympiasieger im Turnen

Olympiasiegerinnen im Bodenturnen

1952: Ungarn 1949 Ágnes Keleti | 1956: Sowjetunion 1955 Larissa Latynina und Ungarn 1956 Ágnes Keleti | 1960: Sowjetunion 1955 Larissa Latynina | 1964: Sowjetunion 1955 Larissa Latynina | 1968: Tschechoslowakei Věra Čáslavská und Sowjetunion 1955 Larissa Petrik | 1972: Sowjetunion 1955 Olga Korbut | 1976: Sowjetunion 1955 Nelli Kim | 1980: Sowjetunion 1955 Nelli Kim und Rumänien 1965 Nadia Comăneci | 1984: Rumänien 1965 Ecaterina Szabó | 1988: Rumänien 1965 Daniela Silivaș | 1992: Rumänien Lavinia Miloșovici | 1996: UkraineUkraine Lilija Podkopajewa | 2000: RusslandRussland Jelena Samolodtschikowa | 2004: Rumänien Cătălina Ponor | 2008: Rumänien Sandra Izbașa | 2012: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Alexandra Raisman | 2016: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Simone Biles | 2020: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Jade Carey

Liste der Olympiasieger im Turnen

Olympiasiegerinnen am Sprung

1952: Sowjetunion 1923 Jekaterina Kalintschuk | 1956: Sowjetunion 1955 Larissa Latynina | 1960: Sowjetunion 1955 Margarita Nikolajewa | 1964: Tschechoslowakei Věra Čáslavská | 1968: Tschechoslowakei Věra Čáslavská | 1972: Deutschland Demokratische Republik 1949 Karin Janz | 1976: Sowjetunion 1955 Nelli Kim | 1980: Sowjetunion 1955 Natalja Schaposchnikowa | 1984: Rumänien 1965 Ecaterina Szabó | 1988: Sowjetunion Swjatlana Bahinskaja | 1992: Rumänien Lavinia Miloșovici und Ungarn Henrietta Ónodi | 1996: Rumänien Simona Amânar | 2000: RusslandRussland Jelena Samolodtschikowa | 2004: Rumänien Monica Roșu | 2008: Korea Nord Hong Un-jong | 2012: Rumänien Sandra Izbașa | 2016: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Simone Biles | 2020: Brasilien Rebeca Andrade

Liste der Olympiasieger im Turnen

Olympiasiegerinnen am Schwebebalken

1952: Sowjetunion 1923 Nina Botscharowa | 1956: Ungarn 1956 Ágnes Keleti | 1960: Tschechoslowakei Eva Bosáková | 1964: Tschechoslowakei Věra Čáslavská | 1968: Sowjetunion 1955 Natalia Kutschinskaja | 1972: Sowjetunion 1955 Olga Korbut | 1976: Rumänien 1965 Nadia Comăneci | 1980: Rumänien 1965 Nadia Comăneci | 1984: Rumänien 1965 Simona Păuca und Rumänien 1965 Ecaterina Szabó | 1988: Rumänien 1965 Daniela Silivaș | 1992: Vereintes Team Tetjana Lyssenko | 1996: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Shannon Miller | 2000: China Volksrepublik Liu Xuan | 2004: Rumänien Cătălina Ponor | 2008: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Shawn Johnson | 2012: China Volksrepublik Deng Linlin | 2016: NiederlandeNiederlande Sanne Wevers | 2020: China Volksrepublik Guan Chenchen

Liste der Olympiasieger im Turnen

Olympiasiegerinnen am Stufenbarren

1952: Ungarn 1949 Margit Korondi | 1956: Ungarn 1956 Ágnes Keleti | 1960: Sowjetunion 1955 Polina Astachowa | 1964: Sowjetunion 1955 Polina Astachowa | 1968: Tschechoslowakei Věra Čáslavská | 1972: Deutschland Demokratische Republik 1949 Karin Janz | 1976: Rumänien 1965 Nadia Comăneci | 1980: Deutschland Demokratische Republik 1949 Maxi Gnauck | 1984: China Volksrepublik Ma Yanhong und Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Julianne McNamara | 1988: Rumänien 1965 Daniela Silivaș | 1992: China Volksrepublik Lu Li | 1996: RusslandRussland Swetlana Chorkina | 2000: RusslandRussland Swetlana Chorkina | 2004: FrankreichFrankreich Émilie Le Pennec | 2008: China Volksrepublik He Kexin | 2012: RusslandRussland Alija Mustafina | 2016: RusslandRussland Alija Mustafina | 2020: Belgien Nina Derwael

Liste der Olympiasieger im Turnen

Weltmeisterinnen im Einzelmehrkampf (Turnen)

1934: Vlasta Děkanová | 1938: Vlasta Děkanová | 1950: Helena Rakoczy | 1954: Galina Schamrai | 1958: Larissa Latynina | 1962: Larissa Latynina | 1966: Věra Čáslavská | 1970: Ljudmila Turischtschewa | 1974: Ljudmila Turischtschewa | 1978: Jelena Muchina | 1979: Nelli Kim | 1981: Olga Bitscherowa | 1983: Natalja Jurtschenko | 1985: Jelena Schuschunowa/Oxana Omeljantschik | 1987: Aurelia Dobre | 1989: Swjatlana Bahinskaja | 1991: Kim Zmeskal | 1993: Shannon Miller | 1994: Shannon Miller | 1995: Lilija Podkopajewa | 1997: Swetlana Chorkina | 1999: Maria Olaru | 2001: Swetlana Chorkina | 2003: Swetlana Chorkina | 2005: Chellsie Memmel | 2006: Vanessa Ferrari | 2007: Shawn Johnson | 2009: Bridget Sloan | 2010: Alija Mustafina | 2011: Jordyn Wieber | 2013: Simone Biles | 2014: Simone Biles | 2015: Simone Biles | 2017: Morgan Hurd | 2018: Simone Biles | 2019: Simone Biles | 2021: Angelina Melnikowa | 2022: Rebeca Andrade | 2023: Simone Biles

Normdaten (Person): GND: 1024597504 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: nr91011463 | VIAF: 113044011 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Čáslavská, Věra
ALTERNATIVNAMEN Caslavská, Věra
KURZBESCHREIBUNG tschechoslowakische Kunstturnerin
GEBURTSDATUM 3. Mai 1942
GEBURTSORT Prag
STERBEDATUM 30. August 2016
STERBEORT Prag