Oltre Giuba

Lage von Oltre Giuba

Oltre Giuba oder Oltregiuba (deutsch Trans-Juba oder Jubaland) war 1924–1926 eine separate italienische Kolonie[1], ehe es an Italienisch-Somaliland angegliedert wurde. Es umfasste ein Gebiet von 91.122 Quadratkilometern[2] westlich des Flusses Juba/Jubba (im Italienischen Giuba) und östlich der britischen Kolonie Kenia und entsprach den heutigen Verwaltungsregionen Gedo und Jubbada Hoose in Somalia.

Entwicklung

Ende des 19. Jahrhunderts erfuhr die von Somali bewohnte Region die bis heute nachwirkende koloniale Aufteilung. Das Gebiet westlich des Jubba-Flusses war hierbei zunächst Bestandteil des britischen Sansibar-Protektorats und damit von Britisch-Ostafrika bzw. der Kronkolonie Kenia ab 1920. Am 15. Juli 1924 wurde es an Italien übertragen, beruhend auf Vereinbarungen zwischen Großbritannien, Frankreich und Italien vom 26. April 1915, die dem Kriegseintritts Italiens im Ersten Weltkrieg vorangingen.[3]

Briefmarken von 1926 mit der Karte der Kolonie

Bis 1926 wurde Oltre Giuba daraufhin als eigene Kolonie mit Kismaayo als Hauptstadt verwaltet. Es existierte eine eigenständige Postverwaltung, die von Juli 1925 bis Juni 1926 drei Briefmarkenserien für das Gebiet herausgab. Corrado Zoli amtierte vom 16. Juli 1924 bis zum 31. Dezember 1926 als Gouverneur. Danach wurde es zu einer Provinz Italienisch-Somalilands, welches sich wiederum nach seiner Unabhängigkeit 1960 mit Britisch-Somaliland zu Somalia vereinigte.

Bei einem Treffen mit Chaim Weizmann, dem Präsidenten des jüdischen Weltbundes, Anfang der 1930er Jahre bot Benito Mussolini den Juden das Gebiet als jüdische Heimstätte an. Weizmann lehnte jedoch ab und bestand auf Palästina als Gebiet eines jüdischen Staates.[4]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Artikel Italienisch-Jubaland, in: Koloniale Rundschau, Jg. 1925, S. 99, D. Reimer, Berlin.
  2. Geographisches Jahrbuch, Band 43, S. 28, Justus Perthes, Gotha, 1929.
  3. Chronik der Staatsverträge (PDF; 641 kB) beim MPI für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht
  4. Yvon De Begeac: Taccuini Mussoliniani. Bologna 1990, S. 518
Somalische Staaten/Regimes
(Vorgänger- und Nachfolger- oder Zerfallsstaaten bzw. Regimes und ihr politisches System)
Kolonialzeit

Majerteen-Sultanat (1600–1924) | Staat der Derwische (1896–1920, Unabhängigkeitsbewegung/Miliz) | Deutsche Kolonialbestrebungen (1885–1890, Schutzverträge) | Italienisch-Somaliland (ab 1888 Protektorat unter Zivilverwaltung durch Kolonialgesellschaften, ab 1905 Kolonie) | Oltre Giuba (1924–1926), eigenständige Kolonie bis zur Angliederung an Ital.-Somaliland) | Italienisch-Ostafrika (1936–1941, enthielt Somalia als Teilgebiet, ab 1940 inkl. erobertes Britisch-Somaliland) | Britisch-Somaliland ( ab 1884 aus Britisch-Indien verwaltet, ab 1903 unter Foreign Office, 1905–1940 und ab 1941 Colonial Office)

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Treuhandgebiet Somalia (1947–1960) | Britisch-Somaliland (1941–1960, Kolonie) | Staat Somaliland (26. Juni 1960 – 1. Juli 1960, Übergangsstaat)

Ab Unabhängigkeit
bis zum Bürgerkrieg

Somalia Republik Somalia (Juli 1960 – Oktober 1969, demokratisches Präsidialsystem)
Somalia Demokratische Republik Somalia (Oktober 1969 – Januar 1991, sozialistischer Ein-Parteienstaat, Diktatur unter Siad Barre)

Bürgerkriegszeit
Zerfall des Zentralstaats
(Ansprüche auf Anerkennung)
als abgespaltener Staat

Republik Somaliland (seit 1991, Präsidialsystem)

als Teilstaat Somalias

Awdalland (1995) bzw. Awdal State of Somalia (2009) | Azania State of Somalia (2011–2013) | Galmudug State of Somalia (seit 2006) | Hiiraan State of Somalia (2010-2015) | Himan und Heeb State of Somalia (2010–2015) | Jubaland (1998-2001) bzw. Jubaland State of Somalia (seit 2013) | Khatumo State of Somalia (seit 2012) | Maakhir State of Somalia (2007–2009) | Ras Aseyr State of Somalia (seit 2011) | Saylac & Lughaya State of Somalia (2011) | Shabelle State of Somalia (seit 2014) | Südwestsomalia (1995–2004) bzw. South West State (seit 2014) | Puntland Puntland (seit 1998)

als Nachfolgeregierung
über Gesamtsomalia

Union islamischer Gerichte (2000–2007, Kritarchie) | Allianz für die Wiederbefreiung Somalias (2006–2009, Zentralkomitee) | Islamisches Emirat Somalia (seit 2008, al-Shabaab-Miliz) und mit internationaler Anerkennung: Somalia Nationale Übergangsregierung (2000–2004) | Somalia Föderale Übergangsregierung (2004–2012)

Neue Verfassung von 2012
am Bundesstaat
nicht beteiligt

Somaliland Somaliland (anerkannter Bundesstaat, betrachtet sich selbst aber nicht als Somalia zugehörig)
Khatumo (nicht als Bundesstaat anerkannt)

Zentralregierung

Somalia Bundesrepublik Somalia (parlamentarische Demokratie)

Normdaten (Geografikum): GND: 4352685-8 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n81033991 | VIAF: 152451280