Normale Größenordnung

In der Zahlentheorie ist die normale Größenordnung einer zahlentheoretischen Funktion eine einfachere oder besser verstandene Funktion, die „im Allgemeinen“ dieselben oder angenäherte Werte annimmt.[1][2]

Definition

Es sei f {\displaystyle f} eine Funktion über den natürlichen Zahlen. Man sagt, f {\displaystyle f} ist von der normalen Größenordnung g {\displaystyle g} , wenn für jedes ε > 0 {\displaystyle \varepsilon >0} die Ungleichung

| f ( n ) g ( n ) | < ε g ( n ) {\displaystyle |f(n)-g(n)|<\varepsilon \cdot g(n)}

für "fast alle" n {\displaystyle n} erfüllt ist. Damit ist hier gemeint, dass die asymptotische Dichte der Zahlen, die ihr genügen, gleich 1 ist: Wenn also a ( N , ε ) {\displaystyle a(N,\varepsilon )} als Anzahl dieser Zahlen im Intervall n [ 1 , N ] {\displaystyle n\in [1,N]} definiert wird, ist für jedes ε > 0 {\displaystyle \varepsilon >0} der Grenzwert lim N a ( N , ε ) N = 1 {\displaystyle \lim _{N\to \infty }{\frac {a(N,\varepsilon )}{N}}=1} .

Üblicherweise benutzt man Näherungsfunktionen g {\displaystyle g} , die stetig und monoton sind.

Natürlich besitzt nicht jede zahlentheoretische Funktion eine normale Größenordnung. So hat z. B. die Funktion

f ( n ) := 0 {\displaystyle f(n):=0} ( n {\displaystyle n} gerade), f ( n ) := 2 {\displaystyle f(n):=2} ( n {\displaystyle n} ungerade) keine normale Größenordnung (sie hat aber die durchschnittliche Größenordnung f ( n ) 1 {\displaystyle f(n)\sim 1} .)

Beispiele

Werte und normale Größenordnung von ω(n) und Ω(n)
Werte und normale Größenordnung von ln (d(n))
  • Die normale Größenordnung der Ordnung Ω ( n ) {\displaystyle \Omega (n)} von n {\displaystyle n} , also der Anzahl der (nicht notwendigerweise verschiedenen) Primfaktoren von n {\displaystyle n} , als auch von ω ( n ) {\displaystyle \omega (n)} als Zahl der verschiedenen Primfaktoren, ist ln ln n {\displaystyle \ln \ln n} und ist damit auch gleich ihrer durchschnittlichen Größenordnung (Satz von Hardy und Ramanujan).
    Da die Funktion ln ln n {\displaystyle \ln \ln n} sehr langsam wächst, bedeutet das, dass z. B. eine Zahl in der Nähe von 10 80 {\displaystyle 10^{80}} (näherungsweise die Anzahl der Protonen im sichtbaren Universum) im Allgemeinen aus 5 oder 6 Primfaktoren zusammengesetzt ist.
  • Die normale Größenordnung des Logarithmus der Teileranzahlfunktion ln d ( n ) {\displaystyle \ln d(n)} ist ln 2 ln ln n {\displaystyle \ln 2\cdot \ln \ln n} (Hardy/Ramanujan). Das heißt, für beliebiges ε > 0 {\displaystyle \varepsilon >0} besteht die Ungleichung
    2 ( 1 ε ) ln ln n < d ( n ) < 2 ( 1 + ε ) ln ln n {\displaystyle 2^{(1-\varepsilon )\ln \ln n}<d(n)<2^{(1+\varepsilon )\ln \ln n}} für fast alle n {\displaystyle n} .

Siehe auch

  • Eric W. Weisstein: Normal Order. In: MathWorld (englisch).

Einzelnachweise

  1. E. Krätzel: Zahlentheorie. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1981, S. 145. 
  2. Godfrey Harold Hardy, E. M. Wright: Einführung in die Zahlentheorie. R. Oldenbourg, München 1958, S. 404.