Mark Lilla

Mark Lilla (* 1956 in Detroit) ist ein US-amerikanischer Politikwissenschaftler und Publizist. Seit 2007 ist er Professor für Ideengeschichte (intellectual history) an der Columbia University, New York City.

Leben

Lilla studierte Wirtschafts- sowie Politikwissenschaft an der University of Michigan und in Harvard, wo er 1990 promovierte. Er arbeitete danach als Publizist. Gefördert wurde er von Daniel Bell, Judith Shklar und Harvey Mansfeld. Von 1980 bis 1984 war er Redakteur bei der Vierteljahreszeitschrift „The Public Interest“. Danach lehrte er am Committee on Social Thought an der University of Chicago und an der New York University. Lilla beschäftigt sich vor allem mit der politischen und religiösen Ideengeschichte der westlichen Welt. Seit 2007 ist er Professor für Geisteswissenschaften an der Columbia University. 2014/15 verbrachte er ein Sabbatjahr in Paris.[1]

Lilla schrieb mehrere Werke über Isaiah Berlin und Giambattista Vico, ferner über die französischen Philosophen Ende des 20. Jahrhunderts. Mit Heinrich Meier schrieb er über Carl Schmitt. Außerdem verfasste er die Sammlung philosophischer Porträts The Reckless Mind: Intellectuals and Politics, und er veröffentlichte The Stillborn God: Religion, Politics, and the Modern West, eine Geschichte der politischen Theologie. Er schreibt regelmäßig Essays und Rezensionen für The New York Review of Books.

Positionen

Lilla untersucht in Der Glanz der Vergangenheit (2018) die erfolgreichen Mechanismen der populistischen Elitenkritik. „Die Reaktionäre unserer Zeit haben entdeckt“, schreibt er, „dass Nostalgie eine machtvolle politische Motivation ist, vielleicht noch stärker als die Hoffnung. Hoffnungen können enttäuscht werden, Nostalgie aber ist unwiderlegbar.“[2]

Lilla kritisiert die Identitätspolitiker der US-Demokraten und ihr Interesse an Minderheiten. Das dauernde Reden über (Gruppen-)Identitäten, das Kinder heute schon erlernen, bevor sie eine Identität erwerben, habe zu Hillary Clintons Wahlniederlage beigetragen. Die amerikanischen Schulen würden Progressive erzeugen, die alles, was außerhalb ihrer selbstdefinierten Gruppen passiert, auf narzisstische Weise ignorierten. Wichtig sei eher soziale Gerechtigkeit.[3]

Schriften (Auswahl)

  • Der Glanz der Vergangenheit über den Geist der Reaktion. Zürich 2018, ISBN 978-3-03810-323-3. 
  • The Shipwrecked Mind: On Political Reaction. New York Review Books, 2017, ISBN 1590179021.
  • The Once and Future Liberal: After Identity Politics, 2017, ISBN 978-006269743-1.
  • Von der Geschichte verraten (Essay, erschienen kurz nach der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2016)
  • The stillborn God: religion, politics, and the modern West. Knopf, New York 2007, ISBN 978-1-4000-4367-5. 
    • deutsch von Elisabeth Liebl: Der totgeglaubte Gott. Politik im Machtfeld der Religionen. Kösel-Verlag, München 2013, ISBN 978-3-466-37072-6.[4]
  • The reckless mind: intellectuals in politics. New York Review Books, New York 2001, ISBN 0-940322-76-5. 
    • deutsch von Elisabeth Liebl: Der hemmungslose Geist. Die Tyrannophilie der Intellektuellen. Kösel-Verlag, München 2015, ISBN 978-3-466-37128-0.
  • The Legacy of Isaiah Berlin. New York Review Books, 2001, ISBN 1-59017-009-1 (englisch). 
  • New French Thought: Political Philosophy. Princeton University Press, 1994, ISBN 0-691-00105-7 (englisch). 
  • G.B. Vico: The Making of an Antimodern. Harvard University Press, 1994, ISBN 0-674-33963-0 (englisch). 
  • The Public Face of Architecture: Civic Culture and Public Spaces. Free Press, 1987, ISBN 0-02-911811-5 (englisch). 

Literatur

  • Politische Philosophie versus Politische Theologie? Die Frage der Gewalt im Spannungsfeld von Politik und Religion, hg. von Wolfgang Palaver, Andreas Oberprantacher, Dietmar Regensburger, Innsbruck, Innsbruck University Press, 2011. ISBN 978-3-902811-12-7 (Interdisziplinäre Auseinandersetzung mit Mark Lillas Buch The Stillborn God) pdf-file

Weblinks

  • Mark Lilla. Professor of Humanities. In: Website Columbia University. Abgerufen am 8. März 2011 (englisch, Website des Lehrstuhls an der Columbia University). 
  • Wir haben keine Begriffe mehr für das, was geschieht“. Ein Gespräch mit dem amerikanischen Politikwissenschafter Mark Lilla über die Revolution in der arabischen Welt. In: Neue Zürcher Zeitung. 7. März 2011, abgerufen am 7. März 2011 (Interview mit Andrea Köhler). 
  • The Truth About Our Libertarian Age. Why the dogma of democracy doesn't always make the world better. In: The New Republic. 18. Juni 2014, ISSN 0028-6583 (newrepublic.com [abgerufen am 22. November 2022]). 
  • Condé Nast: A Conversation with Mark Lilla on His Critique of Identity Politics. 25. August 2017, abgerufen am 22. November 2022 (amerikanisches Englisch). 

Einzelnachweise

  1. Mark Lilla: Die stete Verbesserung der Illusionen. In: nzz.ch. 28. November 2015, abgerufen am 14. Oktober 2018. 
  2. Nils Markwardt: Populismus: Warum rechte Elitenkritik erfolgreich ist. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 22. November 2022]). 
  3. Mark Lilla: The End of Identity Liberalism, in: The New York Times, 18. November 2016.
  4. Stephan Sattler: Der, von dem wieder die Rede ist. Wie tot ist Gott? In: FAZ vom 15. Juni 2013, Seite 32
Normdaten (Person): GND: 1033681512 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n85298570 | NDL: 01014284 | VIAF: 27161825 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Lilla, Mark
KURZBESCHREIBUNG US-amerikanischer Politikwissenschaftler und Publizist
GEBURTSDATUM 1956
GEBURTSORT Detroit